+++ Die Minigolf-Bundesliga zu Gast in Osnabrück – Teil 6 +++

Interview mit Bundestrainer Michael Koziol

Diese Chance wollten wir nutzen und haben uns vorab einmal mit Bundestrainer Michael Koziol, der auch aktiv beim BGS Hardenberg-Pötter spielt unterhalten.

Michael KoziolMichael, es freut uns sehr, dass du dir Zeit genommen hast, uns ein paar Fragen zu beantworten. Kannst du dich mit ein paar Sätzen kurz vorstellen für die Leute, die dich noch nicht kennen!

(MK) Meine Wurzeln habe ich im hessischen Bad Hersfeld. Dort habe ich 1983 mit dem Minigolfsport begonnen. Als kleiner Club in Hessen, weit entfernt vom eigentlichen Minigolfgeschehen haben wir uns in den 90-zigern auf den Weg gemacht Bad Hersfeld im Minigolfsport bekannt zu machen. Hier haben wir u.a. den damaligen DBV Pokal gewonnen. Es entstand einer der heute meist gesuchten Bälle, derBoF DPS 1995 MGC Bad Hersfeld. Der erste Ball ofFame für einen Pokalsieger.

Im Jahr 2000 habe ich dann den sogenannten „nächsten Schritt“ gemacht und bin zum MSC Bensheim Auerbach gewechselt, den ich aber bereits 2002 nach der zweiten Saison in Richtung BGS Hardenberg Pötter verlassen habe, wo ich bis heute spiele.

Seit 2011 bin ich mit Tanja ehemals Pschererverheiratet, die ebenfalls viele Jahre im Minigolfsport erfolgreich war.
Im Hauptberuf bin ich Bundespolizist. Hier hat es mich immer weiter Richtung Süden gezogen. Nach 13 Jahren Frankfurter Hauptbahnhof bin ich mittlerweile in München am dortigen Hauptbahnhof gelandet, wo ich meinen Dienst in der Führungsgruppe verrichte.

Was begeistert dich am Minigolfsport allgemein und an der Aufgabe als Bundestrainer?
(MK) Da gäbe es viel, aber auch genau das ist es vielleicht – denke ich.
Am Besten beschreibe ich es mit der Vielfalt, die der Sport bietet. Vor allem, wenn man ihn als solchen versteht und auch lebt.
Zum Job des Bundestrainers bin ich gekommen, als 2005 Peter Klaus kurz vor der WM in Steyr überraschend verstorben ist.

Da hier Bedarf bestand, war es mir eine Ehre das damals zu übernehmen. Schnell wurde mir klar, dass die Aufgabe, so wie ich sie interpretiere, sehr zeitaufwendig sein wird.
Nach zwei Einsätzen im Nationalteam 2000 und 2002 musste ich damit abschließen. In meinem Vereinsteam wollte ich aber weitermachen. Um auf dem Laufenden zu bleiben, halte ich es nach wie vor als Vorteil mitten im Geschehen zu sein. Aktuell passt auch meine Leistung noch und ich kann mit den Jungen einigermaßen mithalten.
Mich interessiert es, den Sport weiter zu entwickeln, Analyse und Auswertungssysteme zu optimieren, die Spieler in der Vorbereitung eines Wettkampfes psychologisch zu beeinflussen und zu steuern, um am Ende das Optimum heraus zu holen.
Da ich bereits 2005-2007 eine erste Amtszeit hatte und nun seit 2012 bis heute einige Spielerinnen und Spieler in der Nationalmannschaft erlebt habe, kann ich sagen, dass es am meisten Spaß macht die Entwicklung der jungen Spieler zu begleiten. Das geht meistens über den Sport hinaus, was eine tolle Sache ist.

Nachdem nun Walter Erlbruch und Alexander Geist ihre Nationalmannschaftszeit beendet haben, stellt sich die Aufgabe das junge Herrenteam in der Weltspitze zu halten. Im Damenbereich ist das in den vergangenen Jahren bereits gelungen, was mich sehr stolz macht. An dieser Stelle ist natürlich auch meinem Trainerteam zu danken, ohne das dies nicht geklappt hätte.
 

Die neue Saison steht vor der Tür und der 1.Spieltag steht auf der Betonanlage des VfB Osnabrück an. Welche Erfahrungen hast du auf dieser Anlage und was erwartest du vom ersten Spieltag?
(MK) Meine persönlichen Erfahrungen in Osnabrück sind bei 0,0 %, da ich die DM 2010 nicht mitgespielt habe und die Anlage nicht gerade in nächster Nachbarschaft liegt 😉
Da sich unser Team in der Nordbundesliga aus Spielern aus Prag, Brno, Stuttgart und München zusammensetzt und unsere durchschnittliche Anreise bei 700 Km einfach liegt, müssen unsere Spieler aus dem „Norden“ die Vorarbeit übernehmen.

Harald und Walter Erlbruch haben 2010 die DM gespielt und waren jetzt bereits zweimal zum Training in Wallenhorst. Das setzt natürlich viel Vertrauen voraus. Da wir dies aber seit Jahren so praktizieren, kann man von einem „running System“ sprechen. Die Anreise ist für Donnerstagabend geplant.

Da wir über viele Einzelkönner im Team verfügen und die Leute dieses Jahr bereits alle mindestens ein Turnier gespielt haben, gehe ich relativ entspannt in den ersten Spieltag. Zumal es zum Beginn des Jahres auch immer so ist, dass die anderen Bundesligisten meistens noch etwas brauchen, um aus den Startlöchern zu kommen.

Du selber spielst aktiv beim BGS Hardenberg-Pötter. Wie laufen die Vorbereitungen für den Saisonstart bei dir?
(MK) Ich benötige immer relativ viel Training nach einer langen Pause, um wieder rein zu kommen. Ich habe deshalb dieses Jahr bereits 3 Hallenturniere in Wolnzach (Holzbelag), Mannheim Sandhofen (Eternit) und Decin (Filz) gespielt. Die Ergebnisse waren teilweise noch sehr holprig, schärfen aber auch die Sinne und ich weiß wo ich ansetzen muss.

Neben der koordinativen Komponente lege ich mit zunehmenden Alter (48) immer mehr Wert auf körperliche Fitness. Da ich von Hause aus eher zu Kategorie „robuster Kreisläufer“ (Handball ist meine zweite Leidenschaft, leider nur noch am TV) gehöre, bedeutet das immer viel Disziplin für mich.

Den Winter verbringe ich oft im Fitness Studio und investiere viel Zeit in Stabilität und Ausdauer. Da körperliche Fitness ebenfalls von meinem Arbeitgeber eingefordert wird, habe ich hier gute Möglichkeiten dies auch im Dienst zu erledigen.

Wie hoch ist dieRelevanz der Liga aus deiner Sicht als Bundestrainer?
(MK) Das aktuelle System bietet den Sportlern die Möglichkeiten einiges auszuprobieren. Sie können unterschiedlich an die Wettkämpfe herangehen und sich sogar ab und an mal eine Auszeit gönnen. Am Ende des Tages zählt aber das Ergebnis bei der DM. Die Spieltage als Qualiturniere sehe ich zur Einschätzung der Leistungsfähigkeit kritisch und wollte das Bundesligasystem wieder verändern.

Das neue Wertungssystem nach dem nach jeder Runde Punkte vergeben werden,habe ich auf den Weg gebracht, um wieder etwas mehr Schwung in die Spieltage zu bringen. Die Hoffnung ist, dass sich durch mehr Entscheidungen mehr Spannung ergibt und die Teams mit mehr Motivation in jede einzelne Runde starten.

Vom 23.-27.10.2019 stehen in Zhouzhuangzum ersten Mal die Weltmeisterschaft in China an.Ab wann laufen für dich die Vorbereitungen und welche Erwartungen hast du an diese WM?
(MK) Am zweiten Februar Wochenende haben wir mit einem Kick Off Lehrgang mit 14 Sportlerinnen und Sportlern in Mannheim Sandhofen mit der Vorbereitung auf die WM begonnen.
Die Saison ist lang und die Herausforderung groß. Es erwarten uns komplett neu gebaute Anlagen und ein ungewohntes Umfeld. Außerdem hat das Herrenteam einige Änderungen aufzuweisen.
Da ich uns im Vergleich zu anderen Nationen gerade im Bereich des Austrainierens von neuen Anlagen und der Analyse für sehr gut halte habe ich Hoffnung, dass wir hier Vorteile haben.
Hier zähle ich vor allem auf ein sehr starkes Trainerteam mit Patrick Bothmann, Alex Junkermann, Sebastian Kube und Sebastian Peffer.

Den Schritt der WMF erstmals die WM außerhalb Europas auszutragen halte ich für richtig, allerdings für die kleinen Nationen für kaum machbar. Nehmen doch schon heute Portugal oder Italien nur teil, wenn die Meisterschaften in ihrem Land stattfinden. Da wird es trotz Subventionen für viele Nationen ziemlich eng.

Bei der Turnierorganisation durch die WMF, erhoffe ich mir, mit den nun zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln eine professionelle Umsetzung.
Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass sich der Sport in den nächsten Jahren seinen eigenen Weg sucht, und sich vielemehr auf witterungsunabhängige Minigolfhallen konzentrieren. Hier zeichnet sich aus meiner Sicht ein kleiner Trend ab.