Kleine Geschichte des Minigolfsportes

Minigolfgeschichte
Geschichte des Minigolfs: Ein Sport – Sechs unterschiedliche Systeme

Minigolf zählt laut einer Umfrage eines bekannten TV-Magazins zu den Top 10 der beliebtesten Freizeitaktivitäten in Deutschland. Aber kaum einer der geschätzten 20 Millionen Deutschen, die jedes Jahr eine „Minigolfanlage“ betreten, kennt die Entstehungsgeschichte dieses vielseitigen Sports oder weiß die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der sechs unterschiedlichen Systeme Minigolf, Filzgolf, Miniaturgolf, Kleingolf, Cobigolf und Sterngolf zu nennen.

Die Ursprünge des Rasengolfs reichen bis ins 15. und 16. Jahrhundert zurück. Tatsächlich lassen sich auch heute noch einige Parallelen zwischen dem großen Golf und dem „kleinen Bruder “ Bahnengolf feststellen. Beide Sportarten umfassen 18 Spielbahnen und das Ziel des Spiels ist es jeweils, einen Ball mit möglichst wenigen Schlägen in ein Zielloch zu befördern.

Der große Platzbedarf (für eine 18-Loch-Anlage werden etwa 50 ha benötigt) und die enormen Kosten, die mit dem Bau und der Pflege eines Golfplatzes verbunden sind, waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohl die Hauptbeweggründe für die Entwicklung eines „kleinen Golfspiels“, das für Jedermann zu erschwinglichen Preisen betrieben werden kann.

So wurden in den 20er-Jahren erstmals in England und den USA zusätzliche Löcher in die Grüns gebohrt, um weitere „Putt-Trainingsmöglichkeiten“ zu schaffen. Bald darauf wurden dann auch Hindernisse wie Tore, Tunnels, Rampen, Bodenwellen und andere Figuren ergänzt und zusätzlich wurden diese Bahnen dann von Holzumfassungen, den Vorläufern der heutigen Banden, begrenzt. Diesen Bahnen und Hindernissen fehlte damals noch jede Normung, so daß die Gestaltung ausschließlich in der Fantasie der Erbauer ihre Grenzen fand. Erste Kleingolfbahnen traten in Deutschland und Skandinavien bereits 1926 auf. Bis in die frühen 50er-Jahre entstanden so viele unterschiedliche Fantasiebahnen, die auch heute teilweise noch existieren. Für den Wettkampfsport sind diese Anlagen allerdings aufgrund der fehlenden Normung nicht zugelassen.

Das Ende dieser Phase wird durch die Initiative des Schweizer Gartenarchitekten Paul Bongni von 1951 eingeläutet. Seine Idee war es, einen genormten Golfplatz für Jedermann zu bauen. Bereits 1953 setzte er seinen Plan in einem kleinen Waldstück mit Namen Bosso Isolino in der Nähe der Tessiner Stadt Locarno am Ufer des Lago Maggiore in die Tat um und errichtete dort den ersten genormten und aus 18 Bahnen bestehenden Minigolfplatz. Aufgrund des patentrechtlichen Schutzes der von ihm entwickelten Bahnen war es nun möglich auch an anderen Orten nach seinen Vorgaben baugleiche Minigolfanlagen hinsichtlich der Hindernisse und Abmaße zu bauen. Im Gegensatz zu den bisher vorherrschenden Fantasiebahnen sollte es bei dem neuen System für geübte Spieler theoretisch möglich sein, jede Bahn mit einem einzigen Schlag (also einem As) zu bewältigen.

Ab hier entwickelte sich der Minigolfsport sehr zügig weiter, obwohl die in einem Verband organisierten Platzbesitzer erreichten, daß in einem bestimmten Umkreis um eine bereits bestehende Minigolfanlage nach Bongni-Vorbild keine weiteren errichtet werden durften. Innerhalb etwa eines Jahres entstanden 17 weitere Anlagen und bald darauf bereiteten sich die Minigolfanlagen auch über die schweizerischen Grenzen hinaus nach Italien, Deutschland und Österreich. Knapp zehn Jahre später – 1962 – gab es bereits etwa 120 Minigolfanlagen in Europa und heute sind es deutlich mehr als 250.

Die erste Minigolfanlage in Deutschland wurde 1953 in Traben-Trarbach auf Initiative des Arztes Dr. Walter Spier im dortigen Krankenhauspark zur Abwechslung der Patienten erbaut.

Aufgrund des großen Interesses an Bahnengolfanlagen und der Beschränkung, daß in der Nähe einer Bongni-Minigolfanlage keine weiteren Anlagen gleicher Bauart entstehen dürfen, entwickelten sich weitere Bahnengolfsysteme. Bereits 1958 wurde in Hamburg durch den Hamburger Erfinder und Geschäftsmann Albert Rolf Pless die erste Miniaturgolfanlage im Freizeitpark „Planten und Blomen“ in Betrieb genommen. Bei diesem System wurden die Abmessungen der Bahnen nochmals erheblich verkleinert und als Grundlage transportierbare in Eisenwinkelrahmen verlegte Eternitplatten genutzt. Auch dieses Bahnengolfsystem ist geschützt, die Hindernisse sind von der Hochschule für bildende Künste in Hamburg entwickelt worden.

In den folgenden Jahren sind weitere Varianten hinzugekommen, die aber alle auf dem Grundprinzip der rechtlich geschützten Systeme Minigolf und Miniaturgolf basieren. 1960 entstanden erste Cobigolfanlagen, deren wesentlicher Unterschied zu den bisherigen Systemen darin besteht, daß zuerst Tore (ähnlich dem Kricket) durchspielt werden müssen, bevor der Ball im Zielloch versenkt werden kann. Unterschieden wird hier nach Groß-Cobigolf und Klein-Cobigolf. Beim Großcobi entsprechen die Abmaße der Bahnen im wesentlichen den Maßen der Minigolfbahnen, während beim Kleincobi auf Eternit-Bahnen wie beim Miniaturgolf gespielt wird.

1963 wurden die ersten Sterngolfbahnen gebaut, deren Abmaße zwischen den beiden Systemen Minigolf und Miniaturgolf liegen. Der Name dieser Bahnengolfsportart ergibt aus der letzten Bahn mit seiner sternförmigen „Endkreis“-Form.

In den 90er-Jahren hat dann erst die vorerst letzte Form des Bahnengolfs Einzug in Deutschland gehalten. Die Ursprünge des Filzgolf stammen aus Schweden. Gekennzeichnet sind die Filzgolfbahnen insbesondere durch ihren Aufbau aus Holz, dem Bodenbelag aus wetterfestem Filz und der achteckigen Form der „Endkreise“. Dieses in Deutschland noch relativ neue System hat es in der kurzen Zeit bereits geschafft, ein wesentlicher Bestandteil des nationalen und internationalen Turnierbetriebs zu werden.

In Anlehnung an:

  • Mathias Kaiser, Das große Bahnengolf Buch
  • Michael Seiz, Minigolf – Vom Freizeitspaß zum Leistungssport



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